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Bericht Hersttörn 2022 (Fabian Beutel)

vielen Dank an Fabian Beutel für diesen Bericht unseres Herbsttörns 2022

Herbsttörn 2022

Samstag früh, 2:30 Uhr. Müde aber voller Vorfreude machen sich 16 Teilnehmer des diesjährigen Herbsttörn auf zum Flughafen um mit dem ersten Flieger nach Split zu reisen. Zum zweiten Mal nach 2014 ist die Marina Kastella in Split wieder unser Ausgangshafen um die Inselwelt der mitteldalmatischen Küste zu erkunden. Insgesamt 16 Teilnehmer verteilt auf die 3 Schiffe Fenera (Skipper Ralf), Cetina (Skipper Gunnar) und Arba (Skipper Fabian), alle vom Typ Dufour, kamen zwar immer noch müde, aber gut gelaunt bereits kurz nach 9 Uhr an der Marina an. Die ersten Anmeldeformalitäten sind schnell erledigt, leider aber die Schiffe nicht vor 15 Uhr verfügbar, so dass sich die gesamte Gruppe per Bus auf den Weg zum historischen Stadtkern von Split macht. In kleinen Gruppen streunen wir durch die verwinkelten und engen Gassen, bestaunen das UNESCO Weltkulturerbe, nehmen ein spätes Frühstück zu uns und erledigen erste Einkäufe auf dem Markt. Am frühen Nachmittag können die Skipper dann endlich die Schiffe abnehmen und der Proviant für die ersten Tage wurde verstaut. Da sich ein Auslaufen nicht mehr lohnte, klang der Abend in einer nahen Pizzeria langsam aus.

Sonntagmorgen ging es dann zum ersten Schlag endlich raus aus der Marina in Richtung der Insel Hvar. Da die Wettervorhersage für die gesamte Woche eher leichte Winde aber herrlichen Sonnenschein ankündige, mussten die Ausfahrt aus der Bucht von Split ca. 2 Stunden unter Motor erfolgen, ehe direkt nach der Durchfahrt der Enge zwischen den Inseln Solta und Brac die Segel gesetzt werden konnten und es mit angenehmer Brise aus West in Richtung Hvar ging. Da die Liegeplätze in Hvar in der Regel sehr früh belegt und nicht gerade günstig sind, ist man sich schnell einig die erste Nacht unter Anker oder an einer Boje in der südlichen vor Hvar gelegenen Inselgruppe Pakleni otoci zu verbringen. Zwischen Planikovac und Marinkovac nehmen wir uns eine Boje des Restaurants an Land und reservieren direkt Tische für alle hungrigen Segler, so dass am Abend auch das Dingi zu seinem erste Taxidienst kommt.

Nach einer erholsamen ruhigen Nacht an der Boje beginnt der zweite Segeltag. Alle Schiffe gehen auf Ostkurs in Richtung Korcula, wobei am Morgen noch nicht klar ist, ob es bis ganz an die Ostküste reichen wird. Als um die Mittagszeit der Wind um 120 Grad dreht und noch dazu eine Sturmwarnung eingeht, entschließen sich alle drei Schiffe nach kurzem Austausch der Skipper einen sicheren Hafen anzulaufen. Die Wahl fällt auf Vela Luka im Westen von Korcula, der aufgrund seiner tiefen Lage in einer Bucht guten Schutz bei allen Winden bietet. Bei der Anfahrt hat sich die Arba für die spannende Durchfahrt zwischen der Insel Proizd und Korcula ganz im Nord-Westen entschieden. Spannend, da die Durchfahrt nur ca.600m breit ist, an den Ufern sehr flach ausläuft und in der Mitte der Durchfahrt eine Untiefe mit nur 2,5m Wassertiefe ausweist. Bei einem Tiefgang von 2.2m und guter Steuerung war dies kein Problem, jedoch sind selbst die flach gehenden Kats nur sehr langsam durch diese Passage. Alle Schiffe haben sich früh dazu entschlossen den Hafen anzulaufen, sollte er doch laut Hafenhandbuch nur 20 Bojen- und Muringplätze haben. Erstaunt war man dann, als sich im Hafen eine erst 2020 fertiggestellte Hafenanlage mit 130 Liegeplätzen fand, der in den nächsten Jahren auf ca. 260 Plätze ausgebaut werden soll. Der frühe Nachmittag wurde im Hafen und im lebhaften Ort verbracht, bevor es am Abend wieder gemeinsam in eine Konoba zum Abendessen ging. In der Nacht war dann tatsächlich starker Wind, doch dank der sicher vertäuten Lage war es eine geruhsame Nacht.

Dienstag früh wurde die Entscheidung getroffen Richtung Westen zur Insel Vis zu segeln, da der vorhergesagte Nord-Nordwestwind hierfür einen schönen Amwindkurs versprach und man am Mittwoch früh ggf. die Blaue Grotte am Ostufer von Bisevo erkunden könnte. Als Ankerplatz wurde die süd-östlich vor Vis liegende Insel Budikovac angesteuert. Bei der Ankunft am Ankerplatz hat sich die ausgewiesene Ankerstelle als bereits stark belegtes Bojenfeld herausgestellt. Leider konnten in dieser Nachte nur zwei Schiffe an der Boje übernachten, da die freien Bojen bereits in sehr flachem Wasser und nah am Ufer lagen. So hat sich die Crew der Fenera dazu entschlossen entlang der beeindruckenden Steilküste von Vis den Hafen von Komiza anzulaufen. Hektisch wurde es dann noch auf der Cetina, da eine über Bord gegangene Brille zu längeren, leider vergeblichen Taucheinsätzen geführt hat.

Lagen die Schiffe am Abend noch dank des Winds mit dem Heck zur Mitte des Ankerplatzes, haben sich die Schiffe über Nacht gedreht. So gab es auf der Arba beim Blick aus dem Niedergang den Eindruck, bereits an Land zu sein. Ein Blick auf den Tiefenmesser ergab dann, dass tatsächlich nur noch die vielzitierte Handbreit Wasser unter dem Kiel war. Die Windvorhersage für die zweite Wochenhälfte war geprägt von einem stabilen Hochdrucksystem und nur leichten Winden, so dass die Crews sich dazu entschlossen, tendenziell wieder Richtung Nord-Ost in Richtung der Nordseite von Hvar zu segeln. Der Besuch der blauen Grotte ist erneut nicht gelungen, da die Crew der Fenera vom Hafen aus einen Blick zur Nachbarinsel hatte und von vielen Ausflugsschiffen berichtet hatte. Auf lange Wartezeiten hatte niemand so richtig Lust. Ohne nennenswerten Wind sind am Mittwoch alle drei Crews auf dem Richtung Hvar, um dort einen Badestop einzulegen und den Abend in Stari Grad oder einer geeigneten Bucht zu verbringen. Doch oft kommt es anders als gedacht und so wurde der Mittwoch noch zu einem ganz besonderen Erlebnis der anderen Art. Um kurz vor 14:00 wurden auf der Arba die Segel gestrichen, da der leichte S-O Wind komplett eingeschlafen war. Die Crew entschied sich unter Motor eine Bucht auf der Westseite von Hvar anzulaufen. Bereits nach wenigen Metern bemerkte man, dass Drehzahl und Geschwindigkeit nicht zusammenpassten, als dann auch schon ein Alarmton ertönte und eine allgemeine Fehlerwarnung angezeigt wurde. Sofort wurde die Maschine gestoppt und eine Sichtprüfung von Maschine und Kühlsystem vorgenommen. Da kein Fehler festgestellt werden konnte, entschloss man sich langsam weiterzufahren, jedoch kamen Alarm und Fehlermeldung erneut, so dass die Maschine erneut abgestellt wurde. Da man sich direkt vor der Durchfahrt zwischen den Inseln Vodnjak und Sveti Klement befand wurde die Fock wieder ausgerollt, um zumindest manövrierfähig zu sein. Nach kurzer Sondierung der Optionen wurde die Charterbasis darüber informiert, dass man einen Motordefekt hat. Von dort kam die Anweisung, das Kühlsystem erneut durchzuprüfen. Parallel wurden die anderen zwei Club-Schiffe informiert, die sich aufgrund nur kurzer Distanzen auf den Weg zur Arba machten. Da kein Defekt oder Fehlverhalten am Kühlsystem festgestellt werden konnte, kam der Rat der Charterbasis, den nächsten Hafen in Hvar oder Palmizana anzulaufen. Kurz vor halb vier ist dann die Fenera eingetroffen und nach kurzem Austausch der Skipper beschloss man die Arba in die geschützte Marina Palmizana zu schleppen. Fix wurde eine lange Leinenverbindung zwischen beiden Schiffen hergestellt und langsam ging es zum nur wenige Meilen entfernten Hafen. Kurz vor dem Hafen nahm die Fenera die Arba dann in Parallelschlepp, um im in der engen Hafenbucht die notwendige Manövrierfähigkeit sicherzustellen und beide Schiffe sicher an einen Steg zu bringen. Hierfür erwies sich Palmizana als glückliche Lösung, denn die langen Stege waren nahezu unbelegt und so konnte der Verbund einfach parallel an einem der Stege festgemacht werden. Das Anlegebier fiel entsprechend ausgelassen aus, denn alle drei Crews waren sichtlich erleichtert, dass man ohne nennenswerte Probleme die missliche Situation aus eigner Kraft lösen könnte. Crews und Skipper haben die Situation optimal gelöst, bedenkt man, dass sich diese Situationen und der Umgang mit den großen und schweren Yachten auf unserem Heimatrevier nicht richtig üben lassen. Einmal mehr haben sich die Vorteile unserer langjährigen Club-Flottille ausgezahlt, nie wirklich allein unterwegs zu sein und bei Bedarf schnell Rat oder Hilfe zu bekommen. Einig war man sich darüber, dass die gleiche Aktion bei Wind und Seegang nicht so problemlos abgelaufen wäre.

Am nächsten Morgen traf im Lauf des Vormittags dann auch der von der Charterbasis gerufene Techniker ein, um das Motorproblem der Arba zu untersuchen. Seine Fehlersuche brachte dann doch erstaunliches zutage. So haben sich die massiven Schraubverbindungen zwischen Motor und Kupplung zum Saildrive gelöst, so dass sich die Kupplung sukzessive aufgelöst hat. Somit war auch klar, warum Tags zuvor Drehzahl und Geschwindigkeit nicht passten. Einerseits froh zu wissen was los ist, war man dann aber doch überrascht, dass der Techniker nach dem Anziehen der noch vorhandenen Schrauben eine Weiterfahrt unter Motor nicht ablehnte ("it can work for an hour, a day or a week - nobody knows...") und auch die Charterbasis noch viel Spaß auf Törn wünschte. Nach kurzem Austausch entschied man sich also wieder auszulaufen und in Richtung Split zu fahren. Es wurde dann noch ein herrlicher Segeltrag, bei dem alle drei Yachten zwischen Hvar und Brac kreuzten und den guten Wind ausgiebig nutzten. Für die Nacht wurde dann die kleine Marina Vlaska nahe Milna an der Westseite von Brac ausgesucht, da diese von der Arba zur Not komplett unter Segel erreichbar war. Diese hatte sich dann auch vorab im Hafen angemeldet und die Situation der Maschine geschildert, um einen Liegeplatz auf der Außenseite zu bekommen, so dass im worst-case unter Segeln hätte angelegt werden können. Der Abend klang dann an Bord der Fenera aus, wo alle Crews noch ausgiebig Geburtstag feierten.

Die Marina Vlaska als auch die nahe ACI-Marina waren in der Nacht von Donnerstag auf Freitag voll belegt, liegen sie auf dem direkten Weg nach Split. Entsprechend voll war es, als man sich am Freitagmorgen an der Tankstelle anstellte. Nach kurzem Tankstop ging es für alle Crews sehr gemächlich wieder zurück in die Ausgangsmarina, die im Lauf des Nachmittags von allen Schiffen wieder sicher erreicht wurde. Nach kurzer Standardprozedur mit Abtauchen der Schiffe, Abnahme und erstem packen der Taschen klang der Abend in der Pizzeria des ersten Abends aus, ehe es samstags wieder sehr früh zurück nach Stuttgart ging.

An dieser Stelle bedanken sich alle Crews herzlich für die wie immer perfekte Organisation des Törns und freuen sich bereits auf das nächste Jahr.

-Fabian Beutel-