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Bericht über den Herbsttörn 2024 des LSCN

Samstagmorgen, 4:30, Parkplatz Hagdohl in Lauffen. Für viele Teilnehmer des Herbsttörn ein bekannter Treffpunkt, um gemeinsam zum Herbsttörn aufzubrechen. Neu dieses Jahr: der Bus kommt nicht. Mit ca. 15min Verspätung kommen zwei Kleinbusse, da der große wohl nicht anspringen wollte. Da die wie immer tadellose Organisation genügend Zeit für den Transfer nach Frankfurt geplant hatte, ging es dann doch entspannt los.

Segeln an der Cote d’Azur für manch Teilnehmer ein lang ersehntes Ziel für den seit vielen Jahren regelmäßig stattfindenden Törn, zu dem sich in diesem Jahr 17 Teilnehmer auf 3 Schiffen verteilt gefunden haben. Bereits im Landeanflug auf Marseille ist der imposante Hafen Port Nous von Marseille auszumachen. Vom Ausgangshafen Toulon ergibt sich für die 3 Schiffe mit den Skippern Marc, Torsten und Fabien die entscheidende Frage: aus dem Hafen raus nach link oder rechts. Links vom Hafen, in östlicher Richtung erschließt sich die Cote d’Azur mit möglichen Wendepunkten in Saint-Tropez oder Cannes und einigen schönen Inseln. Die Option Westen führt in den Naturpark der Callonques mit den imposanten Felsenbuchten und reizvollen Orten wie Cassis oder Marseille.

 

Um die Mittagszeit kommt wir im Hafen Port Pin Rolland in St.-Mandrier sur-Mer am südlichen Ende der immensen Hafenbucht von Toulon an. Erster Eindruck: typischer trostloser Hafen mit Charterbasis. Ein zweiter Blick auf Toulon und vor allem die Geschichte des Hafens rückt das alles in ein etwas anderes Licht. Toulon ist einer der größten militärischer Häfen in Europa und wichtigster Stützpunkt der französischen Marine (was uns 1 Woche lang immer wieder beschäftigen wird), der seit frühester Zeit eine große maritime und militärische Bedeutung hat. Nicht zuletzt wurde in Toulon die sog. Vichiy Flotte versenkt. Wir können vom Steg aus bereits einen ersten Blick auf die Aufbauten des einzigen französischen Flugzeugträgers, der Charles de Gaulle werfen, kümmern uns dann aber doch wieder um die eigenen Schiffe, nachdem der formale Check-In angelaufen ist. Bootsabnahme, Proviant verstauen, Kojen beziehen und ein paar kühle Getränk sind dann auch alles, was am Samstag passiert.

Sonntag morgen starten wir gemütlich in den Tag, da die Wettervorhersage, wenn überhaupt nur leichte Winde angekündigt hat. Zum ersten und letzten Mal treffen sich alle Skipper zur gemeinsamen Abstimmung und rasch ist die Entscheidung getroffen, dass die östliche Route die Woche bestimmen soll, kommen ab Mitte der Woche wohl starke Winde mit 25-30kn auf und die östliche Route verspricht mehr Schutz hinter Kaps und Inseln, sollte der Wind stärker werden als vorhergesagt. Nach und nach laufen alle Schiffe aus und steuern als erstes Ziel für die Nacht die Insel Porquerolles an, die zur Inselgruppe von Hyères gehört. Leichte Winde schieben raumschots die ca. 20sm zum kleinen Inselhafen. Fähren vom und zum Festland legen mit den Tagestouristen im 5 Minuten Takt ab und man möchte tagsüber in der Hochsaison vermutlich nicht auf die Insel, schauen wir doch mit großen Augen, wie viele Menschen die Insel verlassen.

 

Nach einer ruhigen Nacht verholen wir am nächsten Morgen fix zum Frühstück an den Stand der Bucht von Notre Dame, anscheinend einer schönsten Strände Frankreichs. Da es zum Baden in der Früh aber noch etwas zu kühl ist und wieder nur leichte Winde vorhergesagt sind, motoren wir gemächlich in die westliche Bucht am Cap Brégancon, das für das gleichnamige Fort bekannt ist, das im Sommer gerne französischen Präsidenten als Sommerresidenz dient. Leider ist die Wasserqualität eher bescheiden und der anvisierte Badestopp wird am gleichzeitigen Ankerplatz für die Nacht in der Baie der Port Man am östlichen Ende der Insel Port Cros eingelegt. Die Bucht scheint mittags um 15:00 schon recht voll mit Ankerliegern zu sein, also vertrauen wir dem Tiefenmesser und fahren bis kurz vor den Strand, um dort den Anker fallen zu lassen, endlich ins Wasser zu springen und eine ruhige Nacht vor Anker zu haben.

In der Zwischenzeit musste das Schiff mit der Crew von Marc aufgrund technischer Probleme zum Ausgangshafen zurück. Die Crew von Torsten hat die Nacht im Hafen am Festland verbracht. Wir fahren am Dienstag südlich der Ile du Levant weiter. Der stetig auffrischende Wind kommt aus WSW und es geht zügig voran. Am süd-östlichen Ende „steifen“ wir ein militärisches Sperrgebiet, was nicht lange unbeobachtet bleibt und wir ca. 1h von einem Hubschrauber der Küstenwache umrundet werden. Für den Pilot sicherlich eine gute Übung, ein bisschen schlechtes Gewissen haben wir auch. Das Etappenziel für den Tag wird mit Saint-Tropez festgelegt, jedoch haben in unsere Planung die Voile de Saint-Tropez nicht eingerechnet. Um 13:00 kommen zum ersten Mal kleine schwarze Dreiecke am Horizont auf und keine 45 Minuten später fahren wir raumschots durch das erste Feld von Super Maxi-Yachten, die auf Amwindkurs an uns vorbeiziehen. Auf Backbordbug und mit klar gehaltenem Kurs durch den Steuermann kommen wir niemanden in die Quere. Fix recherchiert stellen wir fest, dass bei der Voile de Saint-Tropez ca. 250 Maxiyachten am Start sind. Also könnte der Hafen ziemlich voll, bzw. nur ein Ankerplatz verfügbar sein. Wir entscheiden uns „gegenüber“ in Sainte-Maxim den vermutlich letzten Platz im Hafen für ein 46ft Schiff zu reservieren. Bei frischem Wind mit 25-30kn befinden wir uns nach der Passage des Cap Talilat dann mittendrin. Überall Schiffe. Große Schiffe – und vor allem schnelle Schiffe, nur unter Großsegel.

Beindruckend, wenn die deutsche 100ft Yacht Y3K am Bug vorbeifährt, aber irgendwie stimmt etwas nicht. Hektische rufe, Karbon schreit, wir befinden uns mitten in der Vorstartphase von verdammt großen und sehr schnellen Schiffen. Da man uns mit dem langesamen Freitzeitpott nicht mitsegeln lässt, halsen wir uns fei und sehen endlich auch die Bojen, die das Regattafeld begrenzen. Achter aus ist derweil der Start erfolgt und riesige Gennacker ziehen die Wallys über das Wasser. Immer noch raumschots mit inzwischen 30kn Wind fahren wir zwischen alten Ocean Race, TP52 und diversen Swan 50 und ungerefft in den Golf von Saint Tropez, aus dem nun auch noch die 3 Master auslaufen. Bei immer noch starkem Wind bergen wir vor Sainte-Maxim unsere Segel und warten, dass wir zu unserem Liegeplatz gewiesen werden. Glücklicherweise haben wir einen Liegeplatz mit dem Heck zum Wind, so dass das Anlegen ohne Bugstrahlruder kein Problem sein sollte. Lediglich der freie Platz zwischen einer großen Motoryacht und einer Segelyacht scheint für unser 4,15m breites Schiff etwas eng. Mit gutem Schwung liegen wir aber in einem Zug zwischen den Fendern der anderen Yachten sicher eingeklemmt. Ein freundliches Boujour und anerkennendes Nicken des Nachbarn lässt die Anspannung abfallen und so schnell wie alle Leinen gelegt wurden, ist auch schon das Anlegebier serviert. Die Crew ist in wenigen Tagen eingespielt. Im Hafen treffen wir dann wieder auf die Crew um Torsten. Das Boot mit der Crew von Marc konnte den ungeplanten Reparaturstopp beenden und die Reise in westlicher Richtung gen Marseille fortsetzen. Sainte- Maxime stellt dann bereits den Wendepunkt unseres Törns dar, so dass wir abends ein bisschen die Altstadt erkunden und hervorragenden Fisch genießen.

Am Mittwoch geht es für uns dann zurück, während die Crew von Torstens Yacht Saint-Tropez erkundet. Wir lassen es uns aber nicht nehmen, noch rüber nach Saint-Tropez zu fahren und eine Runde durch das Feld der vor Anker liegenden Megayachten zu drehen. Pünktlich zum Auslaufen der Regattayachten verlassen wir mit diesen den Golf von Saint-Tropez, diesmal ganz außen knapp unter Land, um auch wirklich niemand zu behindern, denn im Vergleich zu den Rennyachten scheinen wir trotz guter Fahrt zu stehen. Das Tagesziel ist Le Lavandou (hat auch wieder einen superschönen Stand), was uns eine ordentliche Schinderei gegen an abverlangt und somit zum längsten Segeltag wird. Erst um 18:30 können wir (wieder den letzten) Platz elegant längsseits am sog. Empfangssteg belegen. Da der Hafenmeister bereits verdienten Feierabend hat, fallen die Formalitäten aus und relativ schnell gehen wir in die Altstadt. Überraschend sind alle ansprechenden Restaurants voll und eher zufällig bekommen wir in eine kleine Taverne noch einen Tisch für 5. Wir bestellen den traditionellen Fischeintopf Bouillabaisse und werden von der Reichhaltigkeit der Einlagen nicht enttäuscht.

Auch am Donnerstag weht noch ordentlicher Wind aus westlichen Richtungen mit 20-30kn. Da der Ausgangshafen keine Tankstelle hat und vermutlich das kleine Porquerolles kurz vor der Rückkehr sehr voll sein wird, beschließen wir kurzerhand bereits in Le Lavandou zu tanken. Große Mengen Diesel sind nicht zu erwarten und bereits nach wenigen Minuten legen wir mit Ziel Porquerolles wieder ab. Wieder müssen wir gegen an, doch da in dem Kanal zwischen den Inseln von Hyères und dem Festland kenne große Welle entsteht, kommen wir gut voran. Bei den wechselnden Steuerleuten wird auch immer besser klar, dass maximal hoch am Wind nicht die beste Geschwindigkeit ergibt und 15-20 Grad weniger Höhe eine deutliche Zunahme an Geschwindelt bedeutet und somit das Ziel schneller erreicht wird. Wir ankern ein letztes Mal in der Bucht von Notre Dame und sind aufgrund des stark auflandigen Winds und keiner kompletten Abdeckung fast allein. Wir machen den Kühlschrank leer und es gibt Resteessen, vom Skipper individuell zubereitet.

Unser letzter Seetag beginnt sonnig und wir machen uns auf den Weg nach Toulon. Zwischen Porquerolles und Hyère nimmt der Wind wieder zu und die fehlende Landabdeckung sowie großer Schwell lassen 2m Welle entstehen, durch die es ca 3 Stunden erneut gegen an geht, bevor mit Landabdeckung die Wellen spürbar nachlassen, der Wind aber weiterhin schönstes Segeln verspricht. 2 Stunden vor Rückgabe der Yacht taucht dann ein U-Boot vor uns auf will wie wir durch die relativ enge Einfahrt in die Bucht von Toulon.

Wirklich schneller als wir ist es nicht und es sind beste Segelbedingungen, also kreuzen wir munter mit dem U-Boot Richtung Einfahrt, bis uns das eskortierende Schnellboot des Militärs bittet, doch genügend Abstand einzuhalten. Anscheinend sind 300m der richtige Abstand, denn als wir diese Grenze wieder unterschreiten, wird uns sehr deutlich gemacht, 30 Minuten hinter dem U-Boot zu bleiben. So können wir den Nachmittag noch unter Vollzeug durch die große Bucht segeln und die Rückgabezeit maximal ausnutzen. Der Check Out ist angenehm unkompliziert verlaufen und nach schnellem Klar-Schiff machen gehen wir am Strand in eines der kleinen Lokale und genießen ein letztes Mal einen Top Miesmuscheln, die in der Bucht gezüchtet werden – frischer geht nicht.

Im Namen aller Teilnehmer und Skipper gilt unser Dank Torsten und der Fahrtensegelgruppe, die diesen großartigen Törn für uns erneut perfekt organisiert haben.

Fabian Beutel